Good Times Roll

Auch dieses Jahr ging es für uns Ende August zum Votec Gravel Fondo. Das in den letzten Jahren im Schwarzwald stattfindende Gravel Event führte in diesem Jahr durch den Pfälzerwald. Das Forsthaus Anweiler war der perfekte Gastgeber sowie Start- und Endpunkt der Veranstaltung.  Auch bei der Unterbringung aller Teilnehmenden gab es Neuerungen. Direkt hinter dem Forsthaus Annweiler gab es eine große Wiese auf der ein Camp (wahlweise mit dem eigenen oder man hatte sich ein Zelt gemietet)   aufgeschlagen wurde. Wir bauen am Anreisetag kurz vor Anbruch der Dunkelheit unsere Zelte auf und genießen den ersten Abend bei einigen Bier und Weinschorlen unter‘m Sternenhimmel der Pfalz mit vielen bekannten Gesichtern.

Am Samstagmorgen können wir uns endlich auf den Rädern austoben. Aber bevor es los geht servieren die Barista von Black Bird Kaffeespezialitäten, wir frühstücken am Forsthaus und besprechen, welche der verschiedenen Routen wir fahren. Zur Option stehen diese beiden Routen:

Die mit 92 km und rund 2160 Höhenmetern lange Runde oder die etwas vereinfachte 68 km lange Runde, bei der es rund 1500 Höhenmeter (eigentlich waren es 76 km mit 1640 hm) zu überwinden gilt.

Beide Routen führen an allen drei Verpflegungsstopps vorbei, sodass wir uns entscheiden erst einmal gemeinsam zu starten. Aus den letzten Editionen des Votec Gravel Fondo erwarten wir an den Halte/Verpflegungspunkten wieder gewohnt gute Qualität und werden nicht enttäuscht. Erst gibt es Apfel- und Käsekuchen, saftige Datteln, Chimpanzee Riegel zum Mittag dann Traubensaftschorle und frischen, von Mutti gemachten Flammkuchen (traditioneller konnte dieser wirklich nicht gemacht werden) und am letzten Stopp Nudelsalat, belgte Brötchen, Weingummi und Weizenbier. Alles serviert in Gläsern und Schälchen ohne Verwendung von Wegwerf-Geschirr. Neben den regionalen Köstlichkeiten gibt’s es hier zudem die Möglichkeit Schäden an Rädern zu reparieren, die Vorräte aufzufüllen und im Notfall einen neuen Ersatzschlauch mit auf die Strecke zu nehmen.

Die Route führt abwechslungsreich durch den Pfälzerwald. Wir fahren über Waldautobahnen, auf gröberen Trails über Stock und Stein und einigen Asphaltstücken entlang der Weinstraße. Die Strecke macht uns extrem viel Spaß, da so viel Unterschiedliches abverlangt wird. Einige Teilstücke der Route sind jedoch nicht ohne. Konzentration und gescheite Bikehandling Skills sind hier unabdingbar. Wer sich aber an solchen Passagen unwohl auf dem Rad fühlt, kann immer absteigen und ohne Mehraufwand die kurzen Teilstücke zu Fuß überwinden. Die Mischung der Wege ist extrem vielseitig: Schotter, Kies, Sand, Asphalt und alles dazwischen. Steile oder lange Auffahrten nach denen Panoramablicke für die Qualen entschädigen und technische oder schnelle Abfahrten, die uns dann ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Für alle ambitionierten Teilnehmer/innen gibt es neben der nicht als Wettkampf ausgeschriebenen Tour auf mehreren Passagen die Möglichkeit sich mit anderen im Wettkampf zu messen. Auf insgesamt vier Strava-Segmenten können alle, die möchten, noch einmal richtig die Kuh fliegen lassen und komplett ans Limit gehen.

Als wir wieder am Forsthaus und Camp ankommen, werden wir von Achim mit kaltem Bier/Limonade begrüßt und alle freuen sich auf das angekündigte BBQ. Wir springen schnell unter die Dusche und werden im Anschluss großzügig verköstigt. Bei Salaten, Dips und Grillzeug von Grillgemüse bis Wildschweinwurst ist für jeden das Richtige dabei.

Nach dem Essen berichten Jon und Torsten von ihren extrem Touren. Jon hat im letzten Jahr am Silk Mountain Race in Kyrgyzstan teilgenommen und berichtet in gewohnt lockerem Stil von seinen Erfahrungen. Torsten, der mehrmalige Bestreiters des Transcontinental Race beschreibt anschließend, auf was es aus wissenschaftlicher Sicht beim Ultra-Langstrecken fahren ankommt. Beide lassen uns mit ihren Geschichten von weiteren Abenteuern träumen und sorgen für interessante Diskussionen im Camp.

Am Sonntag geht es noch einmal an den Start. Diesmal für entweder 44 km und 700 Höhenmetern oder 61 km und 1100 Höhenmetern und einer Verpflegungsstation. Wir entscheiden uns aufgrund der anstehenden Rückfahrt für die kurze Runde und gehen es locker an. Absolutes Highlight, die einfach nur sau leckeren Kuchen am Verpflegungsstop, zumindest wenn es nach Chris geht 😉

Abschließend ist auch in diesem Jahr der Votec Gravel Fondo das Highlight innerhalb der, inzwischen doch sehr zahlreichen, „Gravel-Events“. Neben einer wunderschönen Region haben das Team um Stephan und Alex von Votec, eine wirklich tolle Strecke gescoutet. DANKE! Die Entscheidung, das gesamte TeilnehmerInnenfeld in einem gemeinsamen Camp unterzubringen, war das Tüpfelchen auf dem i. Genau so stellt man sich doch so ein Event vor und dazu muss man eben nicht immer über den großen Teich fliegen. Details wie die regionale  Verpflegung und der weitgehende Verzicht auf Plastikgeschirr sind weitere Alleinstellungsmerkmale und machen das ganze Event zu etwas wirklich Besonderem. Vielen Dank für die Einladung in diesem Jahr, die Mühen aller Beteiligten und drei tolle Tage im Pfälzerwald. Wir sehen uns 2020 afu jeden Fall wieder !

Und wenn ihr dem Link folgt kommt ihr zu weitaus mehr Bildern die euch einen noch Besseren Eindruck vermitteln und Vorfreude auf die 5te Ausgabe machen.

 

Ich stehe echt nicht auf diese Gravelrennformate, aber die Landschaft und das Drumherum beim The Rift ist schon ziemlich abgefahren.

Eine Woche zuvor waren wir noch in der Pfalz beim Votec Gravel Fondo zugegen, wo wir uns – wie auch viele andere Teilnehmer – von Freitag bis Sonntag wegen der ausgezeichneten Bewirtung und Unterhaltung ausgesprochen wohl gefühlt hatten. Nun waren Sam und ich zum Dirty Boar nach Belgien aufgebrochen, um ein weiteres Gravelabenteuer zur erleben.

Dirty Boar – was ist das?
Das Dirty Boar ist ein Gravel Event, welches nun zum dritten Mal in Belgien im Herzen der Ardennen startete und teilweise auch durch die deutsche Eifel führt. Von allen europäischen Eintagesveranstaltungen ist das Dirty Boar sicherlich eines der schwereren, denn gestartet wird morgens um 7 Uhr, damit alle Fahrerinnen und Fahrer genug Zeit haben, um die insgesamt 167 KM und über 2400 Höhenmeter im Hellen bewältigen zu können. Die rund 500 Teilnehmer müssen dabei zwar selten sehr steile, aber dafür sehr lange und steinige Anstiege befahren. Die Route ist ausgesprochen wellig; nur selten gibt es hier flache oder geteerte Segmente, auf denen man sich ausruhen kann. Manche Streckenteile sind so steinig, dass man viel Speed braucht, um sie einigermaßen flüssig befahren zu können. Geht dieser einmal verloren, so wird es extrem schwierig wieder in Tritt zu kommen und man bewegt sich nur noch im Schneckentempo vorwärts. Je länger der Tag dauert, desto schwieriger wird es dann natürlich, für die Fahrerinnen und Fahrer voran zu kommen.
Das Ganze wird natürlich nicht einfacher, wenn es am Tag und in der Nacht zuvor beständig regnet und sich der Boden dort, wo er nicht steinig ist, mit Nässe vollsaugt. Am Morgen regnete es immer noch und aufgrund des Nebels hatten die Fahrer eine Sichtweite von weniger als 100 Metern. Gestartet wurde in kleinen Gruppen, wenngleich sich nach kurzer Zeit ein Stau bildete und es etwas dauerte, bis man sich frei gefahren hatte. In den ersten beiden Stunden hielt sich der Nebel noch, dann klarte es etwas auf, allerdings blieb der Regen, bis auf wenige Ausnahmen, unserer ständiger Begleiter, mal etwas stärker mal schwächer. So ging es eigentlich den ganzen Tag. Der Dreck massierte sich unentwegt in unsere Bremsbeläge ein und irgendwann nach 90 Kilometern verabschiedete sich die Rückhalteklammer meiner Vorderbremse und auch bei Sam passierte das gleiche. In Ermangelung eines Ersatzes mussten wir beide also jeweils nur mit einer Hinterbremse das Dirty Boar zu Ende fahren (Memo an uns selbst für die nächste ausgedehnte Regenrunde.” Ersatzbremsbeläge einpacken.”).
Zum Ende hin wurde die Route anspruchsvoller und technischer. Die meisten Höhenmeter sind an drei Anstiegen im letzten Viertel der Strecke zu bewältigen und auch der Start- und Zielort liegt auf einer Anhöhe, sodass man mit einer Bergankunft ins Ziel kommt. Hier sind auch mehrere flache Flussdurchläufe zu durchqueren. Nicht wenige Fahrer mussten an dieser Stelle ein unfreiwilliges Bad nehmen und auch sonst wurde die Route an diesem Tag zum Ende hin aufgrund der schlammigen Wege schwieriger.

Tops und Flops
Was ich positiv am Dirty Boar hervorheben kann, sind die freundlichen Helfer, die im Startbereich halfen, an Gefahrenstellen den Verkehr regelten und an den insgesamt drei Verpflegungsstationen die Verköstigung verteilten. Außerdem applaudierte eine kleine Gruppe von Helferinnen und Helfern den ins Ziel Kommenden, was ich nach den letzten dann doch nochmal sehr steilen Anstiegen und losem Untergrund sehr zu schätzen wusste.
Aufgrund der guten Beschilderung hätte man die Strecke auch ohne Wahoo oder ähnlichem gut befahren können.
Verpflegung gab es reichlich, wenngleich diese eher dem Standard der typischen Nahrungsmitteln bei Radveranstaltungen in Benelux entsprach. Es gab vor allem die verschiedenen Sorten von abgepackten Waffeln, Salzgebäck und geschmierte Brote, der eher fluffigen Backart und natürlich Wasser und Getränkepulver. Die angekündigten Nudeln, an der letzten Station fand ich etwas enttäuschend. Hier wurden zu den gut durchgekochten Makkaroni, außerdem Bockwürstchen, Tomatenketchup und billiger Industrieparmesankäse gereicht, was dann wohl doch eher vom eher aufkommenden Hunger in die Futterluke hineingetrieben wurde. Zum Trost gab es im Ziel ein leckeres belgisches Bier (“La Redoutable”) und eine Tüte Pommes.

Was blieb also vom Tage?
Jede Menge Sand, der an allen möglichen Stellen des Körpers klebte und der Gedanke an die eigene sportliche Leistung, es geschafft zu haben.

Ist das Dirty Boar zu empfehlen?
Mit Sicherheit ist das Dirty Boar weiterzuempfehlen. Am meisten werde ich mich an die endlos langen und sehr gerade verlaufenden Schotterstraßen erinnern, die manchmal erst im Nirgendwo zu enden scheinen. Wer eine Herausforderung sucht, der ist beim Dirty Boar auf jeden Fall richtig aufgehoben. Wer allerdings auch viel Wert auf ein gehobenes Catering legt, der sollte sich dann doch lieber auf anderen Veranstaltungen, wie z. B. beim Votec Gravel Fondo, umsehen.

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